Die langjährige Kooperationspartnerin des EWZ, Dr. Ina Gankam Tambo, Dozentin am Institut für Internationale Vergleichende Erziehungswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum hat uns einige Eindrücke aus Jaunde, der Hauptstadt Kameruns geschickt, wo sie mit ihrer Familie lebt.
Generell trifft die Coronakrise im Lande viele Gewerbe hart: beispielsweise ist der in meiner Nachbarschaft gelegene Schneidereibetrieb „Orty“ seit Wochen geschlossen (siehe Foto). Wie Hortense, die Inhaberin der Schneiderei, diese Krise wirtschaftlich überstehen kann, ist ein Rätsel, denn ohne Kunden und Aufträge bleibt selbstverständlich auch ihr Einkommen aus. Die Gastronomie trifft es ebenso wie in anderen Ländern hart. Restaurants und Bars müssen um 18 Uhr schließen. Somit verlieren diese auch in Kamerun den Gewinn aus dem Abendgeschäft. Ein mir bekannter Restaurantbesitzer teilte mir mit, dass er leider sieben seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aufgrund der finanziellen Notlage entlassen musste. Allein das Mittagsgeschäft reicht nicht aus, um alle laufenden Gehälter und Kosten zu decken. Einen Europäischen Rettungsschirm, mit dem man sich anhand von zinslosen Darlehen für eine Weile über Wasser halten kann, gibt es in Kamerun, leider nicht. Selbständige müssen somit um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen und irgendwie versuchen, durch diese Krise zu kommen.
Nach wie vor ist der Einzelhandel geöffnet und bietet die übliche Warenpalette zuverlässig an. Große Supermarktketten handhaben die Hygienemaßnahmen so wie viele Geschäfte in Deutschland und bitten die Kunden höflich, sich vor Betreten der Geschäftsräume die Hände zu desinfizieren und die Ladenfläche nicht in zu hoher Zahl auf einmal zu frequentieren. Die kamerunischen Mobilfunkanbieter ermahnen tagtäglich mit Massen-SMS die Bevölkerung die Hygienevorschriften der WHO einzuhalten sowie zu Hause zu bleiben, oder weisen auf das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei Betreten von Banken oder den Filialen eben dieser Anbieter hin und werben derzeit mit gratis-Optionen zur Abwicklung von mobilen Geldtransfers um Barzahlungen zu vermeiden. Für den empfohlenen Maskenschutz gibt es ein großes Problem. Die Anschaffung eines solchen ist schwierig: der Kaufpreis von Mund-Nasen-Schutzmasken hat sich auch in Kamerun mehr als vervierfacht. Konnte man eine solche noch vor ein paar Monaten für ca. 200 FCFA kaufen, so muss man nun ein zehnfaches davon ausgeben und ca. 2000 FCFA für eine Maske bezahlen. Für viele ist ein solcher Preis einfach zu hoch. Insbesondere für diejenigen, die auf ihr tägliches Einkommen angewiesen sind – und deren Verkaufsaktivitäten von der Regierung in diesen Zeiten nicht gern gesehen werden. So etwa die Betreiber von Garküchen sowie fliegende Händler. Denn vom informellen Handel dieser Art vermutet man weitere Risiken in der Verbreitung des Virus. Trotzdem arbeiten viele einfach weiter, so gut es geht. Eine Schließung, wenn auch eine vorübergehende – können sie sich einfach nicht leisten.