Im Urlaubparadies Mauritius kam es in den letzten Monaten zu mehreren großen Demonstrationen und Protesten, wie das Land sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat. Eine Ursache ist die von einem gestrandeten Frachter verursachte Umweltkatastrophe. Die Demonstranten kritisieren, dass selbst riesige Schiffe regelmäßig völlig unkontrolliert in mauritische Gewässer einfahren können. Vor allem aber werfen sie der Regierung Versagen bei Vermeidung und Säuberung der Ölkatastrophe vom August 2020 vor.
Auch ein anderes Thema bringt die Menschen auf die Straße. Das kulturelle Erbe der Insel soll ein Opfer von Bauinteressen zu werden. Betroffen sind zum einen die historischen Salinen der Insel. Sie sind Touristenattraktion und Wahrzeichen aus der Kolonialzeit. Weil sich mit dem Salzabbau nicht mehr viel verdienen lässt, soll ein Teil der Salinen einem Bauprojekt weichen. Das Projekt sieht vor, 40 Hektar der Salinen – etwa 75 Prozent der gesamten Anlage – durch den Neubau eines Shoppingcenters zu bebauen. Auf dem Gelände sollen ein Supermarkt, ein Altersheim, Luxusvillen und eine Tiefgarage entstehen. Das andere umstrittene Projekt betrifft den Legend Hill, den Heiligen Berges auf Mauritius. Der Legend Hill ist der Berg, auf dessen Gipfel die Sklaven von Mauritius am Ende der Sklaverei geflüchtet sind. 2008 wurde der Berg von der UNESCO als Kulturlandschaft in die Liste des Weltkulturerbe aufgenommen. Dabei wurden auch die reichen mündlichen Überlieferungen zur Rolle des Berges für die Leiden und für die Befreiung der Sklaven gewürdigt. An dessen Hängen werden derzeit Luxus-Hotelanlagen gebaut. Mit der Erschließung der Hänge für den Tourismus drohen die Hänge abzurutschen (besonders bei den immer stärken auftretenden Wirbelstürmen) und sich über die Dörfer zu ergießen und letztlich den Berg als Ganzen zu gefährden. Doch die Bürger*innen wehren sich. Der Musikproduzent und Umweltaktivist Percy Yptong, der schon zahlreiche Künstler*innen aus Afrika im Rahmen der Reihe Klangkosmos Weltmusik durch NRW begleitet hat, ist einer der Köpfe der Protestbewegung. Vor kurzem wurde er auf einer Demonstration gegen den Bau der Hotelanlage verhaftet, weil er die Zufahrt zum Baugelände blockierte. Er kam nur durch eine hohe Kaution frei. Bei weiteren Aktivitäten drohten ihm die Behörden auf Mauritius mit Haft im Sicherheitsgefängnis der Insel. MH